Sonntag, 20. Oktober 2013

XXXII. aus der Versenkung

Endlich mal schlechtes Wetter und Zeit zu bloggen ;-)

Es gibt viel zu erzählen!

Nachwuchs
Knüpfen wir bei den Kauderni-Babys an. Das Körbchen war dauernd veralgt. Wir hatten ein ganz gutes System entwickelt - mit einem Zweitkörbchen. Gefüttert haben wir mit der Spritze. Seepferdchen-Lebendfutter und  Nauplien, mehrmals am Tag. Wir werden beim nächsten Mal selbst Nauplien herstellen, soll gar nicht so schwer sein. Damit würden wir uns die Extrafahrten in den Zoohandel sparen...die Kleinen wollen ja immer frisches, zappelndes Futter.
Während den Körbchen-Tauschaktionen ist noch ein zweiter Kleiner abgehauen und hat sich in mit dem anderen Kleinen in einer Aquariumsecke solidarisiert. Wir hofften, dass sie es beide schaffen.
Kurz vor unserem Urlaub waren in der Box nur noch viereinhalb Kaudernis übrig. Nach und nach sind uns die Kleinen unter den Fingern weggestorben. Sehr traurig, aber wahrscheinlich den unglücklichen Umständen geschuldet, die diese doofen Becken mit sich brachten oder auch einfach survival of the fittest. Die Überlebenden haben wir in unseren Zoohandel gebracht, wo sie in einem (bisher) reinen Korallenbecken wohnen durften. Der "Halbe" hat es wie erwartet nicht geschafft. Da sich das Leben und Füttern im Zoohandel schwieriger gestaltet hat, als gedacht, haben wir nach dem Urlaub erfahren, dass die verbliebenen vier in eine andere Stadt zu einem Seepferdchen-Liebhaber umgezogen sind, wo es eine automatische Futteranlage gibt und eine kleine Tochter, die die Mini-Kaudernis abgöttisch liebt und kaum noch vom Aquarium wegzukriegen ist. Wir freuen uns, dass die vier ein so schönes Zuhause gefunden haben.
Unsere zwei Ausreißer haben es auch eine zeitlang geschafft. Einer war irgendwann verschwunden, aber der andere wuchs und wuchs. Bis er irgendwann auch weg war. Wir werden leider niemals erfahren, was mit ihnen geschehen ist und wer sie möglicherweise gefressen hat. Sehr traurig.
der kleine Kämpfer

winzig
warten auf das Futter
Papa Kauderni hatte sehr schnell wieder die Backen voll. Dieses Mal wollten wir besser vorbereitet sein und haben uns einen gebrauchten Nano-Cube gekauft. Mit einem Lebendstein, normalem Sand und natürlich einer kleinen Sandauswahl aus dem großen Becken. Aktuell fährt das Becken ganz gemütlich ein, denn als der Papa Kauderni die Kleinen freigelassen hat, waren wir leider im Tiefschlaf. Wir hätten uns da aber nicht so viele Gedanken machen brauchen, denn kurz darauf, man glaubt es kaum, hat Mama-Kauderni schon wieder die eindeutigen zuckenden Bewegungen gemacht und sich keinen Millimeter von ihrem Partner wegbewegt. Und kurz darauf verweigerte der Kauderni das Fressen. Backen voll. Wir zählen die Tage!

30l Nano - wir experimentieren noch mit Pumpe und Skimmer
Sterben
Eine kleine Katastrophe hat sich auch noch ereignet. Eines morgens hatte unsere Pocillopora weiße Stellen, die sich rapide ausgebreitet haben. Schnell haben wir das unheimliche Phänomen als Rapid Tissue Necrosis (RTN) identifiziert. Die Koralle stirbt einfach ab. Und ganz schlimm: sie kann andere anstecken und kurz darauf fing die Hystix, die direkt daneben saß, an. Nachdem das Rausbrechen der befallenen Äste nichts brachten, haben wir uns schweren Herzens dazu entschlossen die kranken Korallen aus dem Becken zu nehmen. Selbstverständlich heben wir die Skelette auf. Sie sind wunderschön, auch wenn es traurig ist. Und dieses Erlebnis war ein weiterer Grund dafür, einen Nano-Cube zu kaufen. Hier hätten wir die befallenen Korallen zwischenlagern und beobachten und eventuell einen Teil erhalten können.
Kurz darauf entdeckten wir auf der grünen Sarcophyton eine braune, schleimige Stelle, die sich rasch ausbreitete. Wir haben den Schlauch in Position gebracht und das braune Zeug abgesaugt - und ein riesiges Loch darunter entdeckt. Ein Fall von Brown Jelly? Quasi das Gleiche in Grün, was wir mit den Steinkorallen erlebt haben, nur dass diese Krankheit die Weichkorallen anfällt. Wir waren kurz davor den Aquarium-Stecker zu ziehen. Es macht einfach keinen Spaß, wenn es nicht läuft. Nach intensiver Internetrecherche, haben wir uns entschlossen einen Schnitt zu machen. Koralle raus - das scharfe Küchenmesser, da kein Skalpell vorhanden war, angesetzt und großzügig rausgeschnitten. Warum die Koralle Pilzleder-Koralle heißt, weiß ich jetzt auch. Aus dem Rest haben wir einen Ableger gebastelt. Leider hat er sich selbstständig gemacht und ist im Riff verschwunden. Dafür hat sich das Muttertier unglaublich schnell erholt und erstrahlt in neuem Glanz.
frisch geschnitten

Ableger - von Einsiedlern belagert

Schon lange nicht mehr gesehen haben wir unseren kleinen Seeigel. So lange, dass wir das Schlimmste befürchten :-(

Ein bisschen mehr Riff
Um ein bisschen mehr Schwimmspaß und Korallenbefestigungsmöglichkeiten zu kreieren, haben wir einen weiteren Stein - eher eine Säule in das Aquarium eingebracht. Mit Sicherheits-Stoßdämpfern. Die eine Goniopora durfte gleich nach oben umziehen. Mal sehen, ob es ihr dort gefällt.
neue Säule und Übersicht

Neue und alte Blumentiere
Generell geht es den Korallen hervorragend. Die Euphyllia ist schön groß. Die Briareum Harum wächst wie verrückt - bald wird sie den Ablegerstein erreichen, auf dem Pocillopora saß, dann können wir einen Teil umsetzen. Auch die Goniopora ist rieeeesig. Ein bisschen zickig sind unsere ersten Korallen, die Sarcophyton und die Sinularia. Am Anfang waren sie viel pflegeleichter und immer offen. Jetzt häuten sie sich die meiste Zeit.
das häufigste Bild der Sinularia mollis - selten offen, meistens am häuten

Blumentiere aus der gleichen Familie machen gar keine Probleme. Die Sarcophyton green wächst wie verrückt - fast so viel, dass wir überlegen ein bisschen was abzuschneiden. Ableger zu machen ist bei den meisten Korallen echt einfach und jetzt haben wir ja auf der Säule noch ein bisschen Platz und zusätzlich könnten wir den Nano mit Ablegern bestücken.
Ein kurzes, trauriges  Intermezzo hatten wir mit zwei Korallen-Ablegern, die uns geschickt wurden und die auf Grund sehr unglücklicher Umstände zu lange im Paket waren. Probehalber haben wir sie trotzdem eingesetzt, mussten sie aber kurz darauf wieder entfernen. Das passiert uns nicht nochmal.

hat nicht überlebt

diese auch nicht
Eine wunderschöne Stylophora milka hat den Weg in unser Becken gefunden und sich auf Anhieb so wohl gefühlt, dass sie sich mittlerweile schon ein bisschen teilt.

die Fingerkoralle bildet immer mehr neue Finger

Ebenso ist eine auch lilafarbene Gorgonie eingezogen. Sie war zunächst etwas zickig, da wir beim Festkleben den Fehler gemacht haben, dass wir nicht zuerst das Gewebe weggekratzt/geschnitten haben, sondern einfach den Stengel in die Klebmasse gedrückt haben. Mit dem Ergebnis, dass es ein paar Zentimeter Gewebeauflösung gab - und Panik unsererseits. Aber mittlerweile hat sie uns verziehen und öffnet sehr schön ihre Polypen, wenn nicht gerade irgendwelche Einsiedler auf ihr rumkrabbeln. Vermutlich müssen wir sie umsetzen, da ja jetzt die Säule ein bisschen im Weg steht. Wir beobachten das mal.
die neue Gorgonie - im Hintergrund häutet sich wie immer die Sarcophyton

Leider wachsen nicht nur die von uns eingesetzten Korallen, sondern mittlerweile auch die Glasrosen. Sie sind ja wunderschön, aber wollen wir so viele? Ein paar haben wir schon mit Glasrosen-Ex eliminiert. Das Problem ist, dass man sie nicht einfach rausschneiden oder absaugen kann, da sie sich entweder ganz kleine einziehen können oder - noch viel schlimmer - ganz schnell, ganz viele Ableger loslassen kann, die sich dann im Aquarium verbreiten. Das Glasrosen-Ex wird mit einer Spritze in die Mitte (dort sitzt der Mund) eingebracht und die Glasrose verstopft. Sie verhungert dann quasi und verschwindet und kann keine Ableger freisetzen. So eine Behandlung müssen wir wohl bald mal wieder anwenden. Die vernesseln die anderen Korallen nämlich ganz schön. Und nehmen ihnen das Futter weg.
die größte Glasrose

Der Neue
Wir haben einen neuen Fisch! Seit ein paar Tagen flitzt ein kleiner, vergnügter Flammenherzog Zwergkaiser durch das Becken. Kurz nach dem Einsetzen lief der Giftnickel zur Hochform auf. Wir haben schon fast vergessen, wie giftig er sein kann. Und obwohl er viel kleiner ist, als der Kaiser, hat er ihn gejagt. Der arme Kaiser konnte nirgends hin. Selbst der sonst so friedliche Doktor hat sein Skalpell ausgepackt und versucht den Neuen aufzuschlitzen. Wir dachten, dass das ja heiter werden kann. Wir haben viel gefüttert und gehofft, dass sich alle schnell beruhigen. Schon am nächsten Tag war Ruhe. Alle wieder beste Freunde und der Doktor ist der allerbeste Freund vom Kaiser. Interessanterweise war der Zwergkaiser (auch eine Nachzucht) von Beginn an ein zutrauliches, neugieriges Kerlchen - nur kamerascheu ist er wie verrückt, sodass ich ihn euch heute nicht in seiner ganzen Schönheit zeigen kann. Aber ich werde ein paar Bilder nachreichen.
linst um die Ecke
sehr kamerascheu
heimlich um die Ecke fotografiert
Und noch ein paar Schnappschüsse....

Goniopora mit Glasrosen

Krustenanemone mit Einsiedler und Riesenglasrose

nach dem Beschnitt geht es der Sarcophyton wieder richtig gut

Das Zebratorpedo-Grundelpaar in ihrer Wohnhöhle unter dem Riff

Samstag, 10. August 2013

XXXI. Nachwuchs

Seit Tagen hängen wir vor dem Aquarium. Jede kleine Maulbewegung von Papa-Kauderni wird genau beobachtet. Wir sehen kleine Köpfe, kleine Augen, kleine Flossen. Immer nur ganz kurz. Es ist ganz klar: bald geht es los und die kleinen Kaudernis verlassen das Maul vom Papa und wir sind bereit.
Aus den einschlägigen Foren wissen wir, dass Papa-Kauderni seine Tore ca. eine Stunde nach Sonnenuntergang öffnen wird. Wir warten und es passiert .... nichts. So langsam werden wir ungeduldig. Aber auch bei den Kaudernis ist was im Busch. Sie verhalten sich irgendwie anders. Schwer zu beschreiben. Das Maul von Papa-Kauderni ist jetzt fast die meiste Zeit geöffnet, nicht wie vorher nur zum Wenden der Brut. Mama-Kauderni ist schon wieder ganz hibbelig und balzt den armen Kerl an, der seit Wochen nichts gefressen hat.
Dann fahre ich für zwei Tage weg und mein Mann bleibt zu hause, am Aquarium. In diesen Tagen passierte Folgendes:
Er war müde. Richtig müde. Aber noch ein Blick ins Aquarium musste sein. Alles schien wie immer. Das Mondlicht schien, die anderen Fische schliefen und die Kaudernis standen wach in der Strömung. Doch plötzlich stieg etwas Kleines, vielleicht ein Luftblase, aus dem Maul des Papa-Kaudernis auf. Mama-Kauderni schoss pfeilschnell hin und weg war die Luftblase. Ob das der Nachwuchs war? Das Maul ging auf und wieder stieg etwas Kleines auf und wieder war die Mama schnell genug. Ganz klar: die Kleinen ziehen aus und die Mama, die diese Bezeichnung eigentlich nicht verdient, freut sich über die Zusatzmahlzeit. Für das Nächste ist er gewappnet. Mit Netz und Handytaschenlampe. So schnell war etwas Anderes nicht greifbar und er hat ja noch keine Erfahrung. Das Maul geht wieder auf, das Kleine steigt auf, er erschreckt die Mutter mit der Taschenlampe und schafft es, das Kleine an der Oberfläche mit dem viel zu großen Netz einzufangen. Schnell das Licht an und das Kleine in die einghängte Nachzuchtbox verfrachtet, die schon seit Tagen im Becken hängt. Das Ganze wiederholt sich, Immer wieder. Drei Stunden später steht es 14 zu ?. Wieviele die Mutter erwischt hat, ist nicht so ganz klar. Aber 14 Mini-Kaudernis schwimmen munter im Aufzuchtbecken umher und werden erstmal mit frisch geschlüpften Nauplien gefüttert.
Hebamme sein macht sehr, sehr müde. 

Am nächsten Abend komme ich zurück und kann die kleinen Kaudernis bewundern. Sie sind sooo winzig!
Leider stellen wir fest, dass die Aufzuchtbox richtiger Mist ist. Die Bodenplatte wird von der Strömung angehoben, sodass die Schlitz freiliegen, durch die die Kaudernis abhausen können. Ins große Riff. In die Nähe des Mauls der Mutter. Gefahr für Leib und Leben. Mit Schachlikspießen stecken wir die Platte notdürftig fest. Zum Glück haben noch eine Ersatzbox, mit einem Netz. Die wird morgen getestet. 

Am folgenden Morgen zählen wir nur noch 12 Kaudernis. Einer klemmt zwischen Aufzuchtbox und Aquariumscheibe und ist offensichtlich tot. Einen erwischen wir, wie er sich durch die Schlitze aus der Box stehlen will. Wir machen eine Notoperation. Erst versuchen wir mit einem Suppenlöffel die Kleine umzusetzen - sehr stressig für die Kleinen, die sich alle in die Ecke drängen und versuchen abzuhauen. Als ich sehe, was das für eine Action ist, habe ich noch viel mehr Respekt für die nächtliche Hebammenleistung meines Mannes. Letztendlich packen wir die ganze Box ins Netz, leeren die Kaudernis im Netz aus und setzen sie dann alle in die neue Netzbox. Hier bekommen sie mehr Strömung und es ist ausbruchsicher. Wir zählen nur noch 10 lebende Kaudernis. Später sichten wir im Riff einen kleinen Kauderni. Vielleicht entkommt er ja der Mutter oder den anderen... Wir drücken ihm die Daumen.

Generell ist diese Einhängebox noch nicht zufriedenstellend. Wir waren heute nochmal in der Zoohandlung unseres Vertrauens und haben uns nach Alternativen umgeschaut. Mal sehen, was wir machen. Wir überlegen ja schon, ob nicht so ein kleiner Nano-Cube Sinn machen würde. Plug-and-Play und ein sicheres Zuhause für die Kaudernis. Vielleicht steigen wir ja voll ins Nachzuchtengeschäft ein. Balzfreudig ist die Mama schon wieder. Während der Papa wohl nur an das eine denkt: Fressen! Keiner kann ihm das verdenken. Und bevor er wieder die Backen voll hat, muss er ordentlich aufgepäppelt werden, da er sich sonst verständlicherweise nicht zurückhalten können und das Gelege fressen wird.
Ein bisschen blöd ist, dass wir demnächst in den Urlaub fahren werden. Wir werden noch mit der Zoohandlung unseres Vertrauens sprechen müssen, ob sie sich in der Zeit und auch darüber hinaus, um den Nachwuchs kümmern. Sie können die Kleinen ja dann verkaufen, wenn sie groß genug sind und wir tragen unseren Teil dazu bei, dass Wildfänge immer weniger werden. Ein schönes Gefühl. 

Kaudernis verstecken sich seit Neustem gerne mal in der Goniopora.





in der ersten Aufzuchtsbox (rechts das Schaschlikstäbchen)


in der Netzbox



Größenvergleichsversuch mit Zeigefinger

Größe ca. 1,5cm von Kopf bis Schwanzende. Höchstens.

Außerdem balzen unsere Anemonenfische. Sie haben sich die Sarcophyton ausgesucht (die sich prompt zum häuten verkriecht) und zucken und zappeln und kuscheln darin rum. Es ist wirklich niedlich. Allerdings machen wir uns eher keine Hoffnungen auf Nachwuchs von diesem Paar. Vorher frisst einer der gefräßigen anderen Fische bestimmt das Gelege. Aber wer weiß, vielleicht bleibt ja eins übrig. Eins mit einer verkümmerten Seitenflosse ;-)
Probekuscheln


na? gefällt's Dir hier auch?


Probeliegen


  Und noch ein paar schöne Schnappschüsse :-)








Das Spielen mit dem Weißabgleich an der Kamera zeigt die Fluoreszenz bei den Korallen viel deutlicher.













Samstag, 27. Juli 2013

XXX. Bouillabaisse...

...oder 36 Grad und es wird noch heißer...

Deutschland schwitzt und unsere Fische auch. Wir lernen, dass eine Hitzewelle für Aquariumsbesitzer eine Herausforderung ist - vor allem für die empfindlichen Blumentiere. Der Rolladen zum Wohnzimmer bleibt unten und wir grübeln über Lösungen: Eiswürfel aus Osmosewasser sind ganz vorne - aber ob das unseren Mitbewohner gefällt!? Nach einer Internetrecherche haben wir herausgefunden, dass man sauteure Kühlgeräte kaufen kann oder, schon besser, die DIY Variante: PC-Lüfter umbauen und über das Aquarium hängen. Wir entschließen uns, nach einem Blick auf das Aquarium-Saugnapf-Thermometer (uuuuahhhh, 29 Grad und Temperaturschwankungen bei diesen Dingern sind nicht unüblich), unseren Stand-Ventilator mit den Fischen brüderlich zu teilen. Tagsüber liegt der Ventialtor auf dem Aquarium und nachts bekommen wir ihn. Auch Menschen schlafen nicht gerne bei 28 Grad im Schlafzimmer.


Fischsuppe wird somit von der Wochenkarte gestrichen.

Samstag, 20. Juli 2013

XIX. Love is in the water

Das längere Brachliegen des Blogs kann ich schon wieder mit dem Wetter begründen. Hochsommer in Deutschland - keine Lust am PC zu sitzen. Dabei tut sich hier so einiges und es wird höchste Zeit für ein kleines Update. 

Es ist eine winzig kleine Gelbe Korallengrundel (Gobiodon okinawae) eingezogen. Sie hat sich, nachdem sie sich einige Korallen angeschaut und kurz Probegewohnt hat in einer großen Alge versteckt. Ganz innen drin. Da wir es kennen, dass neu eingesetzte Fische erstmal ein bisschen scheu sind und abwarten, bis sie sich zeigen, haben wir uns erstmal keine Sorgen gemacht, dass wir sie kaum zu sehen bekommen haben. Eigentlich ist sie ein ganz leicht zu haltender Fisch. Sie hatte lange in der Zoohandlung gelebt und dort auch alleine. Wäre sie Teil eines Paares gewesen, hätten wir beide genommen. Wenn es kein "festes Paar" ist, kann das (trotz Geschlechtswandler) nach hinten losgehen und die zwei würden sich bis auf den Tod (z.B. durch Sprung aus dem Becken) jagen. 
Als wir sie dann wieder häufiger gesehen haben, haben wir einen Riesenschreck bekommen. Sie ist fürchterlich abgemagert. Daraufhin haben wir sie beim Füttern besonders beobachtet. Einige Zeit hat sie überhaupt nichts gefressen und nur zugeschaut wie die anderen fressen. Später hat sie immer mal wieder ein Stück der Frostartemien ins Mäulchen genommen, aber kaum gefressen. Die anderen Fische haben ihr gegenüber kein aggressives Verhalten gezeigt. Auch beim Füttern waren die anderen mit sich selbst beschäftigt. Alle haben die Kleine in Ruhe gelassen. Das Futter ist ihr auch direkt vor die Nase gefallen und manchmal ist sie auch hinter einem besonders hübschen Stück hinterhergeflitzt. Aber sämtliches Anfeuern hat nicht geholfen. Wir haben mit Superstaubfutter und Spritze das Futter direkt auf die Alge gespritzt und verschiedenes Futter in verschiedener Größe ausprobiert, aber ohne Erfolg. Wir konnten zusehen, wie sie immer weniger wurde und irgendwann war sie nicht mehr zu sehen.

kurz nach dem Einsetzen
Zuhause-Alge
Ebenso verloren sind die Krustenanemonen, die wir neu zugesetzt haben. Allerdings nicht eingegangen, sondern verlorenen gegangen im Riff. Irgendeine Krabbe hat sie vom Riff geschubst und sie ist unerreichbar ins Riff gespült worden. Wer weiß was da so alles wächst. Eine unserer Ricordeas wohnt ja auch da drin.

Fast hätten wir noch einen Verlust zu beklagen. Neulich saßen wir gemütlich im Wohnzimmer, als wir ein ungewohntes Geräusch gehört haben. Vielleicht wieder ein Einsiedler oder eine Schnecke, die ungünstig auf der Strömungspumpe sitzt? Wir haben das Becken abgesucht, aber nichts. Das Geräusch war auch weg. Dann haben wir einen Blick in den Schrank geworfen und eine Pfütze entdeckt. Ein Einsielder hat es tatsächlich geschafft in den Schacht zu fallen und ist im Schrank unten auf dem Boden gelandet. Er hatte großes Glück, dass wir da waren und ihn gehört und gefunden haben. Wer weiß, wie lange er überlebt hätte.
Nachdem wir erfahren haben, dass unsere Zebra Torpedogrundel  (Ptereleotris zebra) lieber als Pärchen lebt, haben wir schnell noch eine nachgesetzt. Das nachgesetzte Männchen erkennt man an einer etwas anderen Färbung und zwei kleinen schwarzen "Barthaaren", die unter dem Maul wachsen.Wir waren sehr gespannt auf die Reaktion und wurden sooo schön belohnt. Es war, als hätten sie aufeinander gewartet. Sie schienen sich zu kennen und seither schwimmen sie Flosse an Flosse durch das Aquarium. Eine gemeinsame Höhle haben sie sich unter dem Riff auch schon gegraben. This must be underwater love.


Und noch mehr Liebe und diese hat sogar Folgen. Wir haben großes Glück gehabt: Unsere Kaudernis sind ein Paar! Irgendwann fiel uns auf, dass der eine Kauderni richtig dicke Backen hat. Und nicht mehr frisst. Und da er ein Maulbrüter ist, haben wir einige Zeit zugebracht einen Blick in das Maul des Männchen zu werfen und tatsächlich: Es ist voller Eier. Sieht aus wie orange-roter Kaviar. Er wird jetzt für die Zeit des Maulbrütens (ca. 25 Tage) nichts fressen. Der arme Kerl macht immer große Augen und schwimmt in den unteren Teil des Riffs, wenn wir füttern. Ab und zu bewegt er sein Maul und öffnet es kurz, um die Eier zu wenden oder frisches Wasser reinzulassen oder was auch immer. Diese Fastenzeit ist auch der Grund, dass die Männchen zum Laichen eher überredet werden müssen. Leider haben wir die Hochzeit, das Laichen, die Eiübergabe und die Nachbalz verpasst. Sie passiert nachts, aber wer weiß, es ist bestimmt nicht das letzte Mal. Auf jeden Fall ist das nochmal eine Extrabestätigung, dass wir offensichtlich alles richtig machen in unserer kleinen Aquariumwelt.
Dicke Backen

Dicke Backen

mit Partnerin

Außerdem haben wir eine kleine Muschel erstanden. Sie kann sich durch schnappartige Bewegungen fortbewegen.Leider wissen wir nicht, ob es eine Glatte Kammmuschel (Flexopecten glaber) oder eine Pilgermuschel (Chlamys pallium) ist. Aber das finden wir noch raus: Auf jeden Fall fühlt sie sich wohl, denn diese Fortbewegung macht sie wohl nur zur Flucht und das hat sie nur kurz nach dem Einsetzen ein Mal gemacht und seither liegt sie gemütlich unter der "Brücke" in unserem Riff und sperrt die Schalen auf, damit das Essen reinschwimmt.
neue Muschel

mit Fangarmen/-zähnen/-...
Außerdem sind mir endlich ein paar Bilder der Weißbandputzergarnelen gelungen. Sie wohnen normalerweise hinten im Riff und sind kaum zu sehen, aber zum Fressen kommen sie immer nach vorne und manchmal auch einfach so.
Endlich ein Bild der Weißbandputzgarnele

Eine Kardinalsgarnele turnt gerne weiter oben rum.
unglaubliche Farben

Der Hawaii Doktor fühlt sich pudelwohl - wie ein Fisch im Wasser. Das Kreisgeschwimme der ersten zwei Wochen hat er komplett eingestellt. Er scheint richtig fröhlich zu sein und verspielt. Es macht so Spaß ihm zu zuschauen.
Der kleine Kerl ist so witzig. Macht kleine Späße, spielt verstecken und fühlt sich offensichtlich sehr wohl.

Der weiße Faden kommt aus dem weißen Gehäuse im rechten unteren Bildbereich. Es ist ein ganz hartes, festgewachsenes Gehäuse. Der lange Faden fischt Plankton aus dem Wasser, um die Schnecke (?) zu ernähren.

leider den Namen vergessen
Und mal wieder ein paar Gesamtübersichtsbilder...