Freitag, 5. April 2013

XXIV. Überlandfahrt



Wer hätte gedacht, dass es im pfälzischen Irgendwo DAS Korallenmekka gibt. Eingebettet zwischen malerischen Weinbergen am Ortseingang eines verträumten kleinen Dorfes, wohnt Jürgen Wendel mit seiner Familie und seinen tausenden Korallenzöglingen. Nebenbei macht er Wein - wie sollte es auch anders sein.
Der Zoohandel unseres Vertrauens kauft bei ihm die Korallen und weil wir so neugierig sind und es nicht sooo weit weg ist von uns, haben wir uns sehr kurzfristig, nach einem kurzen Anruf zur Terminabsprache entschlossen, dorthin zufahren. Alle Korallen, die wir von ihm haben wachsen und gedeihen prächtig. Die Goniopora, die sich seit Beginn zersetzt hat, war wohl ein Import, das bei Transport oder wann auch immer Schaden genommen hat.  Am Beginn der Aquaristikkarriere weiß man einfach nicht worauf es ankommt. Jetzt schauen wir danach, dass wir möglichst nachgezüchtete Tiere bekommen oder zumindest welche, die schon eingewöhnt sind. Die Goniopora ist ein leider nicht mehr lebendes Beispiel dafür, wie es eben läuft, wenn ein gestresst-importiertes Tier im Becken zuerst ganz passabel aussieht (ein Anfänger kann ja auch nichtmal sagen, ob das Tier gesund/normal aussieht) und dann nach und nach zu Grunde geht und es bleibt einem nichts übrig, als hilflos zu zuschauen und traurig zu sein.
Viel besser hat man es, wenn man Nachzuchten einsetzt. Die kennen das schon. Sie sind robust, relativ ungestresst und haben in der Regel keine Krankheiten und man weiß genau woher sie kommen. Wir haben nur gute Erfahrungen bisher gemacht und seit wir in der Kinderstube unserer Korallen waren, wissen wir noch mehr, dass wir alles richtig machen. Herr Wendel ist mit Leib und Seele Meerwasseraquaristiker und es macht großen Spaß, sich von ihm seine riesige und beeindruckende Anlage zeigen und erklären zu lassen. Selbstverständlich waren wir nicht nur zum gucken da und sind natürlich nicht mit leeren Händen gegangen. Hier unser Zuwachs und noch ein paar Bilder...

Korallenexpress
Pocillopora (vermutlich damicornis - Himbeer-/Buschkoralle)

mit hübschen Clavularia-Ablegern dran. For free :-)
wunderschöne Farben

Hydnophora (vermutlich grandis)

grüüüün

   
auch nachts der Knaller
Seriatopora (hystrix)

Seriatopora (hystrix)

Sinularia noch dick und schüchtern
entfaltet sich


und ist schön und haarig und weich

naaaa, was kommt denn da?

Sarcophyton in neongrün!

Euphyllia, die zweite. Vermutlich (para)divisa
surreal schön
auch nachts ein Highlight


;
kleine schüchterne Goniopora lobata

wunderschöne Farben

leuchtet auch nachts rot




das Riff passt kaum auf's Bild
vor dem Umstellen - im Moment ziehen die Korallen viel um - teils für einen besseren Platz, teils weil die Krabben sie nachts heimlich umräumen.


nachts gibt's viel zu sehen

ricordea florida bei Nacht



Rudi von unten

viele kleine Saugnapffüße


Pat und Patachon

meistens einträchtig

manchmal nicht so sehr


aber immer schön
Artemia - lebendiges kleines Fischfutter

gefrorenes Fischfutter

ein Schwarm ;-)

An der Goniopora haben wir einen kleinen Gänsefußseestern entdeckt. Es ist einer von den Tierchen, die zwar sehr hübsch sind, sich aber zu wahren Plagegeistern entwickeln können. JE nach Futterverfügbarkeit und LEbensraum können sie sich entweder geschlechtlich vermehren oder sich einfach TEilen, wenn sie Lust drauf haben. Mögliche Folge: Millionen von kleinen Seesternen mit  2-7 Füßen.

ein hübscher, möglicher Plagegeist

Wir haben außerdem traurigerweise die Goniopora aus dem Becken nehmen müssen. Sie ist tot. Eindeutig. Und es ist nichts mehr zu retten. Das Skelett werden wir aber aufheben und uns immer an unsere erste Koralle erinnern und gleichzeitig auch an die Lektion "Vorsicht mit Importen".

Mittwoch, 3. April 2013

XXIII. Endlich gibt es Fisch!


Mittags haben wir uns entschieden. Das Aquarium läuft - gute Wasserwerte, zufriedene Korallen, agile Einsiedler, verfressene Krabben, noch verfressenere Schnecken, ein tiefenentspannt grabender Rudi sowie immer neu sprießende, schwer zu haltende Seescheiden und Blumentiere. Es wird Zeit für Fische! Eindeutig. Den Anfang wollen wir mit einem Pterapogon kauderni - Pärchen machen, das ist eine Kardinalbarsch-Art. Erst mal nur die zwei und dann wieder Tage an der Scheibe kleben, bis die nächsten kommen. Step by Step und bloß nichts überstürzen. Die erste (kleine) Enttäuschung wartet beim Zoohändler unserers Vertrauens. Andere Kardinalbarsche gibt es, aber nicht "unseren". Da wir flexibel sind, diskutieren wir alle Barsche durch und entscheiden uns fast für Chrysiptera parasema - Gelbschwanzdemoisellen. Wunderschöne Tiere, die ihre blaue Färbung ihrer Stimmungs anpassen. In meiner Schulzeit gab es mal Ringe, die das konnten. Da die Fischlein aber ziemlich agressiv gegenüber Artgenossen und anderen kleinen und großen Aquariumsbewohnern sind und da die, die im Showbecken waren ziemlich gerupft aussahen, haben wir uns doch dagegen entschieden und zwei wunderschöne, kleine Talbots Demoisellen (Chrysiptera talboti) gekauft. Sie sind auch deutlich billiger als die zuvor ausgewählten. Natürlich wollen wir, dass es den Tierchen bei uns gut geht - egal ob wir sie "gratis" mit dem Riffgestein bekommen haben oder ob sie 100€ kosten. Aber am Anfang finden wir es sinnvoller mit einem günstigeren Fisch anzufangen. Vielleicht haben wir ja doch etwas übersehen, einen Wasserwert oder so.

Wir nehmen gleich noch Frostfutter mit (eine Palette mit geforenen Fischfutter-Würfeln, die man aus der Palette drücken kann - ähnlich wie Grillanzünder.)  und ein Päckchen Artemia salina. Lebende kleine Garnelen, die fröhllich in der Verpackung zappeln, obwohl sie im Kühlschrank liegen - Lebendfutter.

In unserem alten Eichbaum-Isoliertäschchen (gab's vor Jahren mal gratis zu einem Kasten Bier), das wir mitlerweile immer beim Besuch der Zoohandlung dabei haben, kann die Wassertemperatur im Transportbeutel gut gehalten werden. Kaum zuhause, spülen wir eine Glasschüssel mit warmem Wasser aus leeren einen Teil des Transportswassers samt Fisch aus der Tüte. Ebenso aus der anderen. Sie wurden nämlich getrennt transportiert, weil das deutlich stressfreier für die Kleinen ist. Dann stellen wir die Schüssel mit den Fischen in eine Styroporbox (Temperatur!) und bauen die Tröpfchen-Konstruktion auf. Vom Transport-/Showbeckenwasser soll möglichst kein Wasser in unser Becken, da mögliche Medikamentenrückstände, Parasiten oder Verschmutzungen nicht erwünscht sind. Bei den Korallenbecken ist das nochmal etwas anderes.
Dann heißt es warten. Je länger desto besser. Nach knapp zwei Stunden ist es soweit. Die Fische ziehen ein!

Erst die Teszlas total entspannt aus dem Weg gehängt - nicht mehr dieser Riesenact mit dem Umräumen der t5 Röhren... Dann die Salatschüssel auf die Leiter. Mit dem Netz in die Schüssel und ein kleiner Stups mit dem Finger und schon ist das erste Fischchen drin. Das Netz direkt ins Aquarium und schwupps ist der erste Fisch im Riff verschwunden. Ganz unten in die Höhle. Der zweite folgt direkt. Gleiche Vorgehensweise und ab ins gleiche Loch.

Fischsuppe


Tröpfchenmethode

in stressfreier Dunkelheit

muntere Fische

auf der Leiter

aus dem Netz

flitzt

unter den Stein (Mitte)

anderer Fisch, gleicher Weg

versteckt
noch schüchtern


und eine selten/kaum im ganzen gesehene Krabbe. Neulich kam Schwester Yes mal aus dem Loch. Das Futter hat sie angelockt...
endlich mal Schwester Yes erwischt!