Samstag, 10. August 2013

XXXI. Nachwuchs

Seit Tagen hängen wir vor dem Aquarium. Jede kleine Maulbewegung von Papa-Kauderni wird genau beobachtet. Wir sehen kleine Köpfe, kleine Augen, kleine Flossen. Immer nur ganz kurz. Es ist ganz klar: bald geht es los und die kleinen Kaudernis verlassen das Maul vom Papa und wir sind bereit.
Aus den einschlägigen Foren wissen wir, dass Papa-Kauderni seine Tore ca. eine Stunde nach Sonnenuntergang öffnen wird. Wir warten und es passiert .... nichts. So langsam werden wir ungeduldig. Aber auch bei den Kaudernis ist was im Busch. Sie verhalten sich irgendwie anders. Schwer zu beschreiben. Das Maul von Papa-Kauderni ist jetzt fast die meiste Zeit geöffnet, nicht wie vorher nur zum Wenden der Brut. Mama-Kauderni ist schon wieder ganz hibbelig und balzt den armen Kerl an, der seit Wochen nichts gefressen hat.
Dann fahre ich für zwei Tage weg und mein Mann bleibt zu hause, am Aquarium. In diesen Tagen passierte Folgendes:
Er war müde. Richtig müde. Aber noch ein Blick ins Aquarium musste sein. Alles schien wie immer. Das Mondlicht schien, die anderen Fische schliefen und die Kaudernis standen wach in der Strömung. Doch plötzlich stieg etwas Kleines, vielleicht ein Luftblase, aus dem Maul des Papa-Kaudernis auf. Mama-Kauderni schoss pfeilschnell hin und weg war die Luftblase. Ob das der Nachwuchs war? Das Maul ging auf und wieder stieg etwas Kleines auf und wieder war die Mama schnell genug. Ganz klar: die Kleinen ziehen aus und die Mama, die diese Bezeichnung eigentlich nicht verdient, freut sich über die Zusatzmahlzeit. Für das Nächste ist er gewappnet. Mit Netz und Handytaschenlampe. So schnell war etwas Anderes nicht greifbar und er hat ja noch keine Erfahrung. Das Maul geht wieder auf, das Kleine steigt auf, er erschreckt die Mutter mit der Taschenlampe und schafft es, das Kleine an der Oberfläche mit dem viel zu großen Netz einzufangen. Schnell das Licht an und das Kleine in die einghängte Nachzuchtbox verfrachtet, die schon seit Tagen im Becken hängt. Das Ganze wiederholt sich, Immer wieder. Drei Stunden später steht es 14 zu ?. Wieviele die Mutter erwischt hat, ist nicht so ganz klar. Aber 14 Mini-Kaudernis schwimmen munter im Aufzuchtbecken umher und werden erstmal mit frisch geschlüpften Nauplien gefüttert.
Hebamme sein macht sehr, sehr müde. 

Am nächsten Abend komme ich zurück und kann die kleinen Kaudernis bewundern. Sie sind sooo winzig!
Leider stellen wir fest, dass die Aufzuchtbox richtiger Mist ist. Die Bodenplatte wird von der Strömung angehoben, sodass die Schlitz freiliegen, durch die die Kaudernis abhausen können. Ins große Riff. In die Nähe des Mauls der Mutter. Gefahr für Leib und Leben. Mit Schachlikspießen stecken wir die Platte notdürftig fest. Zum Glück haben noch eine Ersatzbox, mit einem Netz. Die wird morgen getestet. 

Am folgenden Morgen zählen wir nur noch 12 Kaudernis. Einer klemmt zwischen Aufzuchtbox und Aquariumscheibe und ist offensichtlich tot. Einen erwischen wir, wie er sich durch die Schlitze aus der Box stehlen will. Wir machen eine Notoperation. Erst versuchen wir mit einem Suppenlöffel die Kleine umzusetzen - sehr stressig für die Kleinen, die sich alle in die Ecke drängen und versuchen abzuhauen. Als ich sehe, was das für eine Action ist, habe ich noch viel mehr Respekt für die nächtliche Hebammenleistung meines Mannes. Letztendlich packen wir die ganze Box ins Netz, leeren die Kaudernis im Netz aus und setzen sie dann alle in die neue Netzbox. Hier bekommen sie mehr Strömung und es ist ausbruchsicher. Wir zählen nur noch 10 lebende Kaudernis. Später sichten wir im Riff einen kleinen Kauderni. Vielleicht entkommt er ja der Mutter oder den anderen... Wir drücken ihm die Daumen.

Generell ist diese Einhängebox noch nicht zufriedenstellend. Wir waren heute nochmal in der Zoohandlung unseres Vertrauens und haben uns nach Alternativen umgeschaut. Mal sehen, was wir machen. Wir überlegen ja schon, ob nicht so ein kleiner Nano-Cube Sinn machen würde. Plug-and-Play und ein sicheres Zuhause für die Kaudernis. Vielleicht steigen wir ja voll ins Nachzuchtengeschäft ein. Balzfreudig ist die Mama schon wieder. Während der Papa wohl nur an das eine denkt: Fressen! Keiner kann ihm das verdenken. Und bevor er wieder die Backen voll hat, muss er ordentlich aufgepäppelt werden, da er sich sonst verständlicherweise nicht zurückhalten können und das Gelege fressen wird.
Ein bisschen blöd ist, dass wir demnächst in den Urlaub fahren werden. Wir werden noch mit der Zoohandlung unseres Vertrauens sprechen müssen, ob sie sich in der Zeit und auch darüber hinaus, um den Nachwuchs kümmern. Sie können die Kleinen ja dann verkaufen, wenn sie groß genug sind und wir tragen unseren Teil dazu bei, dass Wildfänge immer weniger werden. Ein schönes Gefühl. 

Kaudernis verstecken sich seit Neustem gerne mal in der Goniopora.





in der ersten Aufzuchtsbox (rechts das Schaschlikstäbchen)


in der Netzbox



Größenvergleichsversuch mit Zeigefinger

Größe ca. 1,5cm von Kopf bis Schwanzende. Höchstens.

Außerdem balzen unsere Anemonenfische. Sie haben sich die Sarcophyton ausgesucht (die sich prompt zum häuten verkriecht) und zucken und zappeln und kuscheln darin rum. Es ist wirklich niedlich. Allerdings machen wir uns eher keine Hoffnungen auf Nachwuchs von diesem Paar. Vorher frisst einer der gefräßigen anderen Fische bestimmt das Gelege. Aber wer weiß, vielleicht bleibt ja eins übrig. Eins mit einer verkümmerten Seitenflosse ;-)
Probekuscheln


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Probeliegen


  Und noch ein paar schöne Schnappschüsse :-)








Das Spielen mit dem Weißabgleich an der Kamera zeigt die Fluoreszenz bei den Korallen viel deutlicher.