Sonntag, 20. Oktober 2013

XXXII. aus der Versenkung

Endlich mal schlechtes Wetter und Zeit zu bloggen ;-)

Es gibt viel zu erzählen!

Nachwuchs
Knüpfen wir bei den Kauderni-Babys an. Das Körbchen war dauernd veralgt. Wir hatten ein ganz gutes System entwickelt - mit einem Zweitkörbchen. Gefüttert haben wir mit der Spritze. Seepferdchen-Lebendfutter und  Nauplien, mehrmals am Tag. Wir werden beim nächsten Mal selbst Nauplien herstellen, soll gar nicht so schwer sein. Damit würden wir uns die Extrafahrten in den Zoohandel sparen...die Kleinen wollen ja immer frisches, zappelndes Futter.
Während den Körbchen-Tauschaktionen ist noch ein zweiter Kleiner abgehauen und hat sich in mit dem anderen Kleinen in einer Aquariumsecke solidarisiert. Wir hofften, dass sie es beide schaffen.
Kurz vor unserem Urlaub waren in der Box nur noch viereinhalb Kaudernis übrig. Nach und nach sind uns die Kleinen unter den Fingern weggestorben. Sehr traurig, aber wahrscheinlich den unglücklichen Umständen geschuldet, die diese doofen Becken mit sich brachten oder auch einfach survival of the fittest. Die Überlebenden haben wir in unseren Zoohandel gebracht, wo sie in einem (bisher) reinen Korallenbecken wohnen durften. Der "Halbe" hat es wie erwartet nicht geschafft. Da sich das Leben und Füttern im Zoohandel schwieriger gestaltet hat, als gedacht, haben wir nach dem Urlaub erfahren, dass die verbliebenen vier in eine andere Stadt zu einem Seepferdchen-Liebhaber umgezogen sind, wo es eine automatische Futteranlage gibt und eine kleine Tochter, die die Mini-Kaudernis abgöttisch liebt und kaum noch vom Aquarium wegzukriegen ist. Wir freuen uns, dass die vier ein so schönes Zuhause gefunden haben.
Unsere zwei Ausreißer haben es auch eine zeitlang geschafft. Einer war irgendwann verschwunden, aber der andere wuchs und wuchs. Bis er irgendwann auch weg war. Wir werden leider niemals erfahren, was mit ihnen geschehen ist und wer sie möglicherweise gefressen hat. Sehr traurig.
der kleine Kämpfer

winzig
warten auf das Futter
Papa Kauderni hatte sehr schnell wieder die Backen voll. Dieses Mal wollten wir besser vorbereitet sein und haben uns einen gebrauchten Nano-Cube gekauft. Mit einem Lebendstein, normalem Sand und natürlich einer kleinen Sandauswahl aus dem großen Becken. Aktuell fährt das Becken ganz gemütlich ein, denn als der Papa Kauderni die Kleinen freigelassen hat, waren wir leider im Tiefschlaf. Wir hätten uns da aber nicht so viele Gedanken machen brauchen, denn kurz darauf, man glaubt es kaum, hat Mama-Kauderni schon wieder die eindeutigen zuckenden Bewegungen gemacht und sich keinen Millimeter von ihrem Partner wegbewegt. Und kurz darauf verweigerte der Kauderni das Fressen. Backen voll. Wir zählen die Tage!

30l Nano - wir experimentieren noch mit Pumpe und Skimmer
Sterben
Eine kleine Katastrophe hat sich auch noch ereignet. Eines morgens hatte unsere Pocillopora weiße Stellen, die sich rapide ausgebreitet haben. Schnell haben wir das unheimliche Phänomen als Rapid Tissue Necrosis (RTN) identifiziert. Die Koralle stirbt einfach ab. Und ganz schlimm: sie kann andere anstecken und kurz darauf fing die Hystix, die direkt daneben saß, an. Nachdem das Rausbrechen der befallenen Äste nichts brachten, haben wir uns schweren Herzens dazu entschlossen die kranken Korallen aus dem Becken zu nehmen. Selbstverständlich heben wir die Skelette auf. Sie sind wunderschön, auch wenn es traurig ist. Und dieses Erlebnis war ein weiterer Grund dafür, einen Nano-Cube zu kaufen. Hier hätten wir die befallenen Korallen zwischenlagern und beobachten und eventuell einen Teil erhalten können.
Kurz darauf entdeckten wir auf der grünen Sarcophyton eine braune, schleimige Stelle, die sich rasch ausbreitete. Wir haben den Schlauch in Position gebracht und das braune Zeug abgesaugt - und ein riesiges Loch darunter entdeckt. Ein Fall von Brown Jelly? Quasi das Gleiche in Grün, was wir mit den Steinkorallen erlebt haben, nur dass diese Krankheit die Weichkorallen anfällt. Wir waren kurz davor den Aquarium-Stecker zu ziehen. Es macht einfach keinen Spaß, wenn es nicht läuft. Nach intensiver Internetrecherche, haben wir uns entschlossen einen Schnitt zu machen. Koralle raus - das scharfe Küchenmesser, da kein Skalpell vorhanden war, angesetzt und großzügig rausgeschnitten. Warum die Koralle Pilzleder-Koralle heißt, weiß ich jetzt auch. Aus dem Rest haben wir einen Ableger gebastelt. Leider hat er sich selbstständig gemacht und ist im Riff verschwunden. Dafür hat sich das Muttertier unglaublich schnell erholt und erstrahlt in neuem Glanz.
frisch geschnitten

Ableger - von Einsiedlern belagert

Schon lange nicht mehr gesehen haben wir unseren kleinen Seeigel. So lange, dass wir das Schlimmste befürchten :-(

Ein bisschen mehr Riff
Um ein bisschen mehr Schwimmspaß und Korallenbefestigungsmöglichkeiten zu kreieren, haben wir einen weiteren Stein - eher eine Säule in das Aquarium eingebracht. Mit Sicherheits-Stoßdämpfern. Die eine Goniopora durfte gleich nach oben umziehen. Mal sehen, ob es ihr dort gefällt.
neue Säule und Übersicht

Neue und alte Blumentiere
Generell geht es den Korallen hervorragend. Die Euphyllia ist schön groß. Die Briareum Harum wächst wie verrückt - bald wird sie den Ablegerstein erreichen, auf dem Pocillopora saß, dann können wir einen Teil umsetzen. Auch die Goniopora ist rieeeesig. Ein bisschen zickig sind unsere ersten Korallen, die Sarcophyton und die Sinularia. Am Anfang waren sie viel pflegeleichter und immer offen. Jetzt häuten sie sich die meiste Zeit.
das häufigste Bild der Sinularia mollis - selten offen, meistens am häuten

Blumentiere aus der gleichen Familie machen gar keine Probleme. Die Sarcophyton green wächst wie verrückt - fast so viel, dass wir überlegen ein bisschen was abzuschneiden. Ableger zu machen ist bei den meisten Korallen echt einfach und jetzt haben wir ja auf der Säule noch ein bisschen Platz und zusätzlich könnten wir den Nano mit Ablegern bestücken.
Ein kurzes, trauriges  Intermezzo hatten wir mit zwei Korallen-Ablegern, die uns geschickt wurden und die auf Grund sehr unglücklicher Umstände zu lange im Paket waren. Probehalber haben wir sie trotzdem eingesetzt, mussten sie aber kurz darauf wieder entfernen. Das passiert uns nicht nochmal.

hat nicht überlebt

diese auch nicht
Eine wunderschöne Stylophora milka hat den Weg in unser Becken gefunden und sich auf Anhieb so wohl gefühlt, dass sie sich mittlerweile schon ein bisschen teilt.

die Fingerkoralle bildet immer mehr neue Finger

Ebenso ist eine auch lilafarbene Gorgonie eingezogen. Sie war zunächst etwas zickig, da wir beim Festkleben den Fehler gemacht haben, dass wir nicht zuerst das Gewebe weggekratzt/geschnitten haben, sondern einfach den Stengel in die Klebmasse gedrückt haben. Mit dem Ergebnis, dass es ein paar Zentimeter Gewebeauflösung gab - und Panik unsererseits. Aber mittlerweile hat sie uns verziehen und öffnet sehr schön ihre Polypen, wenn nicht gerade irgendwelche Einsiedler auf ihr rumkrabbeln. Vermutlich müssen wir sie umsetzen, da ja jetzt die Säule ein bisschen im Weg steht. Wir beobachten das mal.
die neue Gorgonie - im Hintergrund häutet sich wie immer die Sarcophyton

Leider wachsen nicht nur die von uns eingesetzten Korallen, sondern mittlerweile auch die Glasrosen. Sie sind ja wunderschön, aber wollen wir so viele? Ein paar haben wir schon mit Glasrosen-Ex eliminiert. Das Problem ist, dass man sie nicht einfach rausschneiden oder absaugen kann, da sie sich entweder ganz kleine einziehen können oder - noch viel schlimmer - ganz schnell, ganz viele Ableger loslassen kann, die sich dann im Aquarium verbreiten. Das Glasrosen-Ex wird mit einer Spritze in die Mitte (dort sitzt der Mund) eingebracht und die Glasrose verstopft. Sie verhungert dann quasi und verschwindet und kann keine Ableger freisetzen. So eine Behandlung müssen wir wohl bald mal wieder anwenden. Die vernesseln die anderen Korallen nämlich ganz schön. Und nehmen ihnen das Futter weg.
die größte Glasrose

Der Neue
Wir haben einen neuen Fisch! Seit ein paar Tagen flitzt ein kleiner, vergnügter Flammenherzog Zwergkaiser durch das Becken. Kurz nach dem Einsetzen lief der Giftnickel zur Hochform auf. Wir haben schon fast vergessen, wie giftig er sein kann. Und obwohl er viel kleiner ist, als der Kaiser, hat er ihn gejagt. Der arme Kaiser konnte nirgends hin. Selbst der sonst so friedliche Doktor hat sein Skalpell ausgepackt und versucht den Neuen aufzuschlitzen. Wir dachten, dass das ja heiter werden kann. Wir haben viel gefüttert und gehofft, dass sich alle schnell beruhigen. Schon am nächsten Tag war Ruhe. Alle wieder beste Freunde und der Doktor ist der allerbeste Freund vom Kaiser. Interessanterweise war der Zwergkaiser (auch eine Nachzucht) von Beginn an ein zutrauliches, neugieriges Kerlchen - nur kamerascheu ist er wie verrückt, sodass ich ihn euch heute nicht in seiner ganzen Schönheit zeigen kann. Aber ich werde ein paar Bilder nachreichen.
linst um die Ecke
sehr kamerascheu
heimlich um die Ecke fotografiert
Und noch ein paar Schnappschüsse....

Goniopora mit Glasrosen

Krustenanemone mit Einsiedler und Riesenglasrose

nach dem Beschnitt geht es der Sarcophyton wieder richtig gut

Das Zebratorpedo-Grundelpaar in ihrer Wohnhöhle unter dem Riff