Donnerstag, 15. November 2012

VII. Bauphase

Mein Monsieur war shoppen und wenn er shoppt, dann kann das schon auch mal teuer werde. Aber natürlich auch immer so sinnvoll. und abgesprochen war es ja vorher auch. Wenn ich shoppen gehe, dann erkenne zumindest ich einen Sinn und teuer...? Das liegt im Auge des Betrachters - äh, Shoppenden.

Zunächst einmal haben wir ein Problem für uns gelöst. Nämlich das was passieren würde, wenn wir iiiiiirgendwann einmal unser Aquarium umstellen (müssen) und wir entsetzt feststellen würden, dass der Boden unter dem Aquarium versaut ist. Für immer. Wie uns uns einer Lieblingsverkäufer (der Blonde) aus eigener Erfahrung berichtet hat, kommt es natürlich vor, dass mal Wasser ausläuft, auch wenn man noch so vorsichtig ist. Da hat wahrscheinlich jeder Aquaristiker seine Erfahrungen gemacht. Ob es irgendwelche fehlenden Muffen sind, ein gerissener Schlauch, ein schlampiger Wasserwechsel, keiner ist davor gefeit, dass mal was daneben geht. Kein Problem, wenn das Aquarium im Keller auf Beton steht. Großes Problem, wenn der Boden eher empfindlich ist. Marmor, Stein, Parkett - zusammen mit Salzwasser? Ein Alptraum. Unsere Lösung kommt aus dem Baumarkt. Eine dünne Plexiglasplatte ziert jetzt den Boden unter dem Aquarium. Unser starker Freund war auch wieder da, um das Ungetüm durch die Gegend zu wuchten. Diese Plexiglasplatte wird mit durchsichtigem Silikon abgedichtet, sodass ein Malheur passieren darf, aber keine bleibenden Schäden hinterlässt. Da es schwierig wäre den exakten Schwung des Aquarium-Möbels an der Plexiglasplatte nachzuahmen, entscheiden wir uns für die Ecke als Kontrast. Das Silikon kommt noch.

Damit nicht genug. Wir sind jetzt stolze Besitzer eines Refraktometers. WTF??? Ja, das dachte ich auch am Anfang. Ein Wunderding! Man kann die Konzentration von Etwas in Etwas bestimmen. Z.B.: Den Reifegrad bei der Weinernte oder den Zuckergehalt in Cola oder die Stammwürze in Bier oder den Säuregrad in Batterien oder eben den Salzgehalt ins selbstgemachtem Meerwasser. Unseres kann die Salzkonzentration des Meerwassers als absoluten Salzgehalt (=Salinität) in Promille angeben oder als Dichte (kg/l) - hach, wenn wir doch nur schon was testen könnten...



Aber nicht nur der Salzgehalt ist wichtig. Auch Nitrat, Nitrit, PH, Amoniak-Ammonium-Verhältnis (Ammonium und Amoniak bilden ein Dissoziationsgleichgewicht miteinander und sind dabei abhängig vom PH-Wert und Temperatur). Hmm, auf die einzelnen Testparameter gehe ich vielleicht nochmal gesondert ein - das hat alles viel zu tun mit Wassertemperatur, Fütterung der Fische etc. Also total wichtig alles.
Unser anderer Lieblingsverkäufer - der Herr R. hat sich schon gewundert warum wir jetzt schon alle Tests haben wollen - er weiß ja, dass das mit dem Wasser noch dauert. Aber irgendwann brauchen wir das ja eh. Und jetzt können wir es uns immerhin schonmal angucken:

Außerdem gab es einen magnetischen Scheibenwischer. Sehr wichtig, um lästige Algen an der Aquariumscheibe zu entfernen, ohne jedesmal bis zur Achsel im Aquarium zu hängen. (Jetzt ist das natürlich noch kein Problem - höchstens ein anatomisches.) Man braucht nur den kleinen Magnet an der Außenseite hin und her/hoch und runter zu bewegen und das Gegenstück putzt brav von innen die Scheibe.


Und dann das Highlight - im wahrsten Sinn des Wortes - von der Shoppingtour: DIE TESZLA. Natürlich konnten wir es kaum abwarten und schon baumelt sie friedlich über dem Aquarium (vergessen die Versuche ein Lot aus dem Herszustellen, was der Haushalt so hergibt...). Es sieht magisch aus. Minimales Manko: Alle anderen Lichtquellen sehen nach einem Blick auf die Teszla (IN die Teszla zu schauen ist keine gute Idee, wegen der echt leistungsstarken CREE LEDs) irgendwie arg gelb aus. Sogar unsere kalte billig-LED-Küchenlampe mit kaltweiß ist plötzlich warm, wie der schönste Sommertag - nur irgendwie anders. Aber auch daran werden wir uns mit Freude gewöhnen. Und wie mein Monsieur schon ganz richtig sagte: Das wird auch mit Wasser nochmal anders. Und es ist eine reine Gewöhnungssache.
Das gute Stück
Aufhängung kostet extra

basteln

letztes Handanlegen

und es war Licht!



Teszla, das Mondlicht und ihre Leuchtstoffkumpel

Sonntag, 11. November 2012

VI. Auch Fische müssen mal

Es liegt in der Natur der Dinge, dass das, was oben rein geht auch unten wieder rauskommen muss. Auch bei Fischen. Und was passiert dann damit? Im großen Ozean ist das kein Problem, da verwässert das alles irgendwie. In unserem kleinen Riff kann es aber zum Problem werden. Denn mal ehrlich: wer schwimmt gerne im eigenen Saft? Da wir nicht täglich am Aquarium stehen wollen, um einen (auf die Dauer auch teuren) Wasserwechsel durchführen zu müssen, muss es einen Weg geben. Findige Aquaristiker haben da schon längst eine Lösung erarbeitet. Da die Ausscheidungen überwiegend aus Eiweiß bestehen, braucht man einen Eiweißabschäumer. Wir haben uns einen von NEWA gekauft. Den Skimm 400. Die 400 steht für bis zu 400 Liter Aquariums-Volumen, die der Abschäumer bearbeiten kann. Da wir ca. 300l haben passt das ja. Der Abschäumer hat eine Leistung von 18 Watt und schafft 1100l/h.

Die organischen Stoffe, die unsere zukünftigen Aquariumsbewohner von sich geben und die nicht im Kreislauf der Natur auf aquariumstaugliche Weise verarbeitet werden, werden also von diesem physikalischen Filter aus dem Wasser genommen. Und das geht so: Das Wasser wird angesaugt (mit Barriere - nicht dass einer unserer Mitbwohner plötzlich verschwunden ist) und läuft in den Zylinder. Dort wird dem Wasser Luft zugesetzt und somit Luftbläschen produziert, welche in Richtung Wasseroberfläche steigen. An die Luftbläschen setzen sich unter anderem Eiweißmoleküle und andere (giftige) Stoffe, die wir nicht im Wasser haben wollen. Aus diesen Luftbläschen entsteht ein fester Schaum, der nach oben steigt und durch eine Art Überlauf in einen Becher quillt. Die Luft entweicht durch ein kleines Loch. Der Becher kann bei Bedarf geleert werden und das Wasser wird gereinigt in das Aquarium zurückgeleitet. Natürlich wird uns das nicht davon befreien einen regelmäßigen Wasserwechsel zu machen, aber eben nicht so oft. Alle 10 Tage mal 10%. Das ist überschaubar.

In vielen Meerwasseraquarien hat man ein Technikbecken unter dem eigentlich Aquarium. Dort arbeitet dann der Eiweißabschäumer und Schläuche bringen das Wasser vom Aquarium ins Technikbecken und wieder zurück. Da wir ja ein Süßwasseraquarium haben, wurden erstmal Pläne geschmiedet, wie wir das lösen. Ein Technikbecken kam für uns vor allem auf Grund der Möbel-Gegebenheiten nicht in Frage. Zunächst hatte einer unserer beiden Lieblingsverkäufer (der Junge) eine grandiose Idee: Wir hängen den Abschäumer einfach in das Aquarium (und zwar das komplette Teil) und bauen das Riff außenrum. Also würden wir den Abschäumer quasi mit Lebendgestein, Riffmörtel und diversen anderen Utensilien verkleiden. 

Spontan hat uns nicht gefallen, dass uns die Struktur unseres Riffes dadurch vorgegeben ist, aber wir gewöhnten uns daran, machten Zeichnungen, überlegten und kauften den Abschäumer. Dann haben wir ihn Probe-Reingehängt. War ok, aber riesig, aber machbar und v.a. wir zwei nicht ganz glücklich. Zuviele Abers. Und dann das größte Aber:  wir haben  festgestellt, dass es für unser zusätzliches Licht gar keinen Platz mehr gibt. Nicht für die kleine Teszla und auch sonst nicht. Kurz war wieder das Technikbecken im Spiel - aber da hätten wir auf Grund der langen Wege zwischen Aquariumoberkante und unterem Rand eine sehr leistungsstarke Pumpe benötigt und es ist ja nicht unsere Lieblingslösung. Also hat mein Monsieur, der ja zaubern kann, kurzerhand die Pumpe nach draußen gehängt. An das Aquarium dran. Und in mühseliger Bastel-, Feil- und Klebearbeit hat er die Pumpe so umgebaut, dass sie nun stabil am Außenrand hängt, keinen unnötigen Platz verbraucht und trotzdem einfach bedient werden kann. Und es ist mit Sicherheit dicht - denn wenn er was macht, macht er es richtig. (auch wenn ihn der Klebstoff ganz schön high werden lassen hat)

Da man das Behältnis mit dem Dreckschaum ja hin und wieder ausleeren muss, sind wir noch an den Überlegungen dran, wie wir die Tapete schützen. Dreckschaum auf weiß ist sicher nicht so hübsch.


Variante 1: eine Plexiglasplatte an die Wand. Und darauf verlassen, dass der Eiweißabschäumer überall dicht ist und dass wir ihn immer rechtzeitig leeren, bevor der Dreckschaum aus der Luftöffnung kriecht und auf dem Parkettboden sonst was anrichtet.

Variante 2: wie Variante 1 nur kostengünstig mit einer lackweißen, glänzenden Pressspanplatte (die Abstract Abschlussfront unserer Küche von einem schwedischen Möbelhaus wäre da wie gemacht für)


Variante 3: Alles wird mit einem Plexiglasrohr verkleidet, das nach unten hin abgedichtet ist. Ganz unten rein kommt ein Schwimmerschalter. Läuft Dreckschaum in größeren Mengen oder auch Wasser aus dem Abschäumer aus und damit im transparenten Rohr nach unten, bewegt sich der Schwimmerschalter. Je nach Bauweise wird dann z.B. durch die Schwerpunktverlagerung im wasserdichten Gehäuse des Schwimmerschalters eine Kugel in Bewegung gesetzt, die entlang einer vorgegeben Leitbahn rollt und damit dann den elektrischen Kontakt schließt/öffnet. Das wäre dann das Notaus des Eiweißabschäumers.


Variante 3 klingt durchaus verlockend.


Alles in allem haben wir durch den Abschäumer dann eine kleine saubere und glückliche Riffwelt, mit fröhlichen Fischen und sich sanft in der Strömung wiegenden Anemonen und Korallen. Zukunftsträume. Werden langsam greifbarer.


Ein Bild von der umgebauten Pumpe folgt. Versprochen.


Nachtrag zum Licht allgemein: Wir waren neulich mal wieder bei diesem bereits erwähnten schwedischen Möbelhaus. Die LED Auswahl ist wirklich beeindruckend und zu meiner großen Freude gab es alle nötigen Aufdrucke. Lumen - Kelvin - Watt - Brenndauer - Direkt-Vergleich mit der guten alten Glühbirne... alles stand drauf. Wie erfreulich!





und hier zwei Bilder der umgebauten Pumpe:
 




Dienstag, 30. Oktober 2012

V. Physik? Wer hätte das gedacht...


Der Grund weshalb der Blog kurze Zeit brach lag, war eine intensive Recherche. Lichtrecherche um genau zu sein. Physik hatte ich abgewählt in der Gewissheit, es nie wieder zu brauchen. So kann man sich irren.

Wozu das Licht im Aquarium? Nicht nur damit die Fische und Korallen schön bunt leuchten, sondern auch damit sie wachsen und leben. Licht ist Leben. Und je weniger Licht, desto mehr böse Algen. Und desto eher gibt es am Grund Korallensterben - die wollen nämlich auch gerne viel Licht - die empfindlichen zumindest. Also macht es Sinn, sich schon vor dem Einfüllen des Wasser intensive Gedanken darüber zu machen.
Zuerst dachte ich, dass es bestimmt eine Formel gibt: ((Länge x Breite x Höhe) x Meerwasser-lichtbrechfaktor)/ Lichtstärke/ -farbe/ -Lux/ -Lumen was auch immer oder so ähnlich. Das Einzige, was ich gefunden habe, ist eine Watt pro Liter Angabe, aber das ist ja kompletter Blödsinn in der heutigen Zeit. Denn jeder weiß ja, dass die Tendenz zu weniger Watt bei gleichem/ähnlichem Licht geht. Viel wichtiger wäre die Lux oder Lumen-Angabe oder der Farbwiedergabeindex Ra. Oder Candela oder Nanometer. Aber solche Angaben gibt es nicht immer. (waren das Böhmische Dörfer? Ja, für mich auch....aber nach und nach gehen mir diverse Lichter auf.) Was natürlich auch von höchster Wichtigkeit ist, ist das Lichtspektrum. Gelbes und rotes Licht können wir vernachlässigen. Das kommt in einem Riff in freier Wildbahn nicht wirklich an, da es vom Meerwasser absorbiert wird. Wichtig ist das weiße und v.a. das blaue Licht. Wir brauchen also mindestens 6500 Kelvin, noch besser sind 10.000 - 14.000 Kelvin. Je mehr Kelvin desto kälter/blauer das Licht - am meisten Kelvin gibt es an einem wolkenlosen Sonntag mit knallblauem Himmel.
Als Anschlussmöglichkeiten haben wir T5 Sockel und Platz für vier T5 Röhren. Die gibt es sogar mittlerweile mit LED mit dem Anschluss für den Sockel oder Klickadaptern (für T8 ist das schon gängiger). Für den Aquariumsbereich ist das eher selten und die Angaben sind leider nicht genau genug. So werden es jetzt erstmal klassische T5 Röhren Tageslicht und Blaulicht extra für Aquarien mit je 28Watt - da stimmen dann auch die Angaben.
Das fünfte Beleuchtungselement wird LED sein. Wenn man sich mal die Lichtausbeute anschaut, wird klar warum. Da ist LED einfach ganz weit vorne. Eine alte, mittlerweile ja ausrangierte Glühbirne mit 100 Watt hat bei 13.000 Lumen eine Ausbeute von 13 lm/Watt - eine LED hingegen schafft bei 9,5 Watt bei 1000 Lumen eine Ausbeute von 105 lm/Watt. Und natürlich ist der Candela Wert (also die Helligkeit) bei LEDs vieeeel besser - weil ja auch der Raumwinkel bei der Berechnung bedacht wird. Wohin geht eigentlich der Rest der Watt bei der Glühbirne? Fass mal an....Wärme und Strahlung.
Interessant ist bei der Betrachtung des Lichts also auch noch der Raumwinkel (sr): strahlt das Leuchtmittel das Licht in alle Richtungen und ist somit isotrop (z.B. Glühbirne) oder nur in eine Richtung, wie eine LED. Dafür sind die speziellen Reflektoren da - sie spieglen das Licht von unseren T5 Röhren (mit Verlust) ins Wasser. 
Ein echt spannendes Thema, die Sache mit dem Licht. Oder wie mein Monsieur neulich festellte: Du studierst ja jetzt Licht.

Je mehr man sich in das LED Thema vertieft, desto mehr fragt man sich, warum das nicht noch viel mehr genutzt wird. Nicht nur für's Riff, sondern auch sonst. In den ganzen Aquaristik Foren ist es etwas umstritten. Klar. Kann ich verstehen - wenn man etwas schon Jaaaahre so und so macht, dann braucht es immer etwas, bis man Neues akzeptieren kann. Ist das nicht immer so?

Ich hätte so gerne eine Wassertiefen-Beleuchtungs-Empfehlung. Ich weiß immerhin, dass die Lichtstärke ab 50cm Wasstiefe abnimmt. Aber gibt es da einen Umrechnungs-Faktor?Und was mache ich bei 80cm Wassertiefe? Und bestimmt spielt das Salz noch eine Rolle bei der Lichtbrecherei.


Da bleibt die Frage: sollen wir es uns einfach machen und uns die Teszla von Giesemann kaufen (die nur eine Empfehlung für 50x50 Minibecken sind und die irgendwie mit rein basteln ? Optional gibt es noch eine von Aqua Illumination namens Sol. Die ist komplett steuerbar - das fehlt uns bei der Teszla ein bisschen.Technisch auf jeden Fall ein Traum. Und auch sauteuer. Licht ist nach oben hin offen. Oder doch die AI Vega? Oder selbst basteln (da rollt mein Monsieur die Augen. LEDs auf Platinen löten für's Riff? Ja, auch dafür gibt es Tutorials...und sollten wir selbst löten, werden wir an den LEDs von CREE nicht vorbeikommen. Anscheinend das Nonplusultra und die sind natürlich in der Teszla verbaut. Ahja.)


So ganz erleuchtet fühle ich mich noch nicht - aber es wird heller. Und so langsam verstehe ich, warum mein hell- und weitsichtiger Monsieur gesagt hat: Das mit dem Wasser dauert noch eine Weile.




...und wofür es zum Glück einen Umrechner gab: Die "wieviel-Wasser-ist-eigentlich-wirklich drin?"-Rechnung! Länge (76cm) x Breite (50cm) x Höhe (87cm) unter Berücksichtigung der Glasdicke (0,9cm) und des Wasserhöchst-Füllmengen-Abstand zur Kante (7,5cm). Dann den Kies nicht zu vergessen und die damit verbundene Wasserverdrängung. Lebendgestein, Pflanzen und Tiere wie Technik nicht mitgerechnet... Ich komme auf ca. 300l. 
Da passt der eine oder andere Fisch definitiv rein. Irgendwann. Mit Licht.


und noch ein paar Bilder:
Oberteil im Regen

am Standort

unser Bullauge
andere Seite

Samstag, 27. Oktober 2012

IV. Einzug

An diesem nasskalten Oktobertag mit Schnee, der viel zu früh da ist, entscheiden wir, dass es los geht. Ab in unsere Tierhandlung. Hoffentlich sind beide oder wenigstens einer von unseren goldwerten Beratern da. Auf dem Weg haben wir Hunger. Großen Hunger. Am Tag des Aquariumkaufs kann man kein Thunfischbaguette essen. Unmöglich. Das ist irgendwie pietätlos. Also lieber Frikadellenbrötchen. Mit vollem Magen, entscheidet es sich besser.
Voller Vorfreude stürmen wir den Laden. Der erste kleine Schreck - sie sind nicht da. Mein Monsieur etwas enttäuscht : Dann können wir ja eigentlich gleich wieder fahren. Vorher müssen wir aber nochmal Fische gucken. Das ist jedes einzelne Mal wie Weihnachten. Und zum Glück klärt uns eine der anderen Verkäuferinnen auf, dass "unsere" Verkäufer nur in der Pause sind. Sie kommen gleich, so in etwa 20 Minuten. "Kein Problem", strahlen wir um die Wette, "dann gucken wir noch Fische!"  Vertieft in die Auswahl unserer neuen Mitbewohner vergeht die Zeit wie im Flug. Und dann sind sie da, lachen als sie uns sehen (ja, Handschlag auch) und in kürzester Zeit sind wir Besitzer eines großen, wunderschönen Süßwasseraquariums, das hoffentlich bald ein noch viel schöneres Meerwasserriffaquarium wird. 
Gemeinsam laden wir die obere Hälfte des Aquariums in mein Raumwunder-Auto. Ich bin sicher, dass wir das zu hause zu zweit ausladen können, ich bin nämlich recht stark - für eine Frau. Und so schwer war das ja gar nicht. Außerdem wäre ich Manns genug, zuzugeben, dass es zu schwer ist, bevor ich es fallen lasse, versichere ich meinem Monsieur. Sicherheitshalber leihen wir uns noch so ein Transport-Rollbrett. Wir parken direkt vor der Tür. Machen den Kofferraum auf, ziehen/schieben/drücken das Teil in Position, heben es an und - ich kann nicht. Zu schwer. Mit viel Geschick lassen wir es schräg auf den Rollwagen, bringen es in Position direkt vor der Eingangstür und rufen unseren stärksten Freund um Hilfe an. Er kann erst später, aber das gibt uns Zeit noch den Unterschrank zu holen. Wackelige KOnstruktionen versuchen das Aquarium an Ort und Stelle zu halten. Zum Glück müssen wir es nur ein Mal aufstellen. Dann wird es nicht mehr bewegt. Nie mehr. Wir werden auch niemals umziehen. Spätestens jetzt ist das klar. Mein Monsieur fährt gleich wieder los, diesmal alleine und überlässt es mir den Platz leerzuräumen, wo das gute Stück letztendlich stehen soll. Die Zeit vergeht. Immer wieder höre ich Geräusche und muss schnell gucken gehen, ob nicht das Aquarium vor der Tür umgefallen ist und in tausend Stücke zerbrochen. Aber es geht alles gut.
Monsieur kommt zurück, der starke Freund kommt auch an (immernoch fassungslos darüber, dass er Schneebälle im Wald geworfen hat, im Oktober) und gemeinsam bringen die Männer stöhnend und ächzend das Aquarium in seine Position. Ich unterstütze, wo ich kann - Qualität hat eben Gewicht - und irgendwann steht alles dort, wo es soll. Ohne Verhebungstrauma. Oder?

Dann räumen wir die Kleinteile aus dem Auto aus. Unser Freund verabschiedet sich und wir beginnen unseren Neuerwerb zu putzen. Nur außen, schließlich wissen wir nicht, mit was wir innen putzen dürfen. Das müssen wir noch recherchieren. Dann packen wir unsere Kleinteile aus:
- Eiweißabschäumer (Newa Instant Ocean Skimm 400)
- Osmoseanlage (Dennerle Osmose Professional 190)
- eine Mondlicht LED mit Saugnapf (Arcadia)

Wir schließen die Lampen an und plötzllich erstrahlt unser Raum in völlig neuem Licht. Wir wissen, es ist das Richtige! Und das finden wir jetzt nicht, weil es nie wieder auszieht.


Und zur Mondlicht-LED fällt mir ein:
Wozu ist das?
Das ist blaues Licht.
Und was macht es?
Es leuchtet blau.









...und wie! Seht selbst:




und morgen gibt es mehr Bilder. in besserer Auflösung. Das muss für heute reichen :-) 







Freitag, 26. Oktober 2012

III. Die Stil-Frage

Nach dem ganzen Durchgerechne stellt sich die nicht unerhebliche Frage nach dem Design. Wir lieben klare Linien, kühles Design, gerne weiß/silber/anthrazit. Und wir mögen es, wenn es gut verarbeitet ist. Schlecht verklebte Kanten werden gedanklich immer größer, wenn man sie erstmal gesehen hat. 

Zuerst hatten wir uns das Red Sea Max 130 ausgesucht, daraus wurde schnell das größere Modell (Red Sea Max 250) mit eben 250 Liter. Ein ganz klassischer Aquarium Schnitt. Rechteckig. Mit einer langen Frontseite, die Ecken abgerundet - keine Ecke, keine Naht, kein Platz für Dreckansammlungen. Wir waren sicher, das ist unser Aquarium. Aber lieber nochmal drüber schlafen.

Und am nächsten Tag wieder in die Zoohandlung gegangen - wir werden mittlerweile mit Handschlag begrüßt. Tja, und dann stand da ein wunderschöner Würfel. Und auch noch höher, sodass man auch einen schönen Blick ins Aquarium hat, ohne in einer gekrümmt-gebückten Haltung zu stehen. Der Scubacube machte auf Anhieb einen guten Eindruck und wir waren wieder sicher, dass es das ist. Natürlich müssen wir extra bestellen. Der Unterschrank soll weiß sein, mit weißer Tür oder aus Milchglas (Glasoptik ist nicht Glas!). Also denken wir nochmal drüber nach...

Zwischenzeitlich fahren wir in einen kleinen Nachbarort. Dort soll es einen Laden geben mit Aquarium und einem Mann der sich hervorragend auskennt. Wäre gut nochmal eine andere Meinung zu hören...Mittlerweile sind wir soweit, dass wir die richtigen Fragen stellen können und auch mit der Antwort etwas anfangen können.
In diesem Laden gibt es wirklich alles. Klimbim, Nippes, Kristall, Steine, Schmuck, Lampe Berger, Gestricktes, Glänzendes, einfach alles und in die Wand eingelassen eine sehr schöne Meerwasseraquariumanlage (mit in verschiedene Größen unterteilte Becken) mit leuchtenden Korallen und munteren Fischen. Der eine Doktorfisch ist etwas groß für seinen Bereich, aber sonst stehen wir wie kleine Kinder vor dem Weihnachtsbaum. Und spätestens als wir den Besitzer sprechen, sind alle Bedenken, ob wir hier richtig sind, wie weggeblasen. Wir lauschen dem seit 40 Jahren aktiven Meerwasseraquaristiker, lassen uns die Anlage zeigen und erklären, staunen über unglaublich seltene Fische, die der normale Besucher nicht zu Gesicht bekommt. Er verspricht uns, uns etwas von seinen Korallen-Rückschnitten abzugeben. Wir freuen uns - eine weitere Anlaufstelle. Ableger aus diesem Aquarium sind bestimmt schön. Mit unseren neugewonnen Erkenntnissen fahren wir nochmal bei "unserer Tierhandlung" vorbei - liegt ja fast auf dem Weg.

Und dann machen wir den "Fehler". Da steht so ein besonders schönes Möbelstück mit Süßwasseraquarium drauf. Wir fragen, ob man es umbauen kann. Und unser andere Lieblingsberater - der junge - gerät ins schwärmen, bekommt einen Kreativschub nach dem nächsten und wir sind kurz davor, das Ding mitzunehmen und den jungen gleich mit. Aber lieber nochmal drüber schlafen, weil es nicht ganz optimal ist. Es ist eher ein Raumteiler mit 90cm Länge und zwei runden Gucklöchern/Bullaugen an den langen Seiten - verblendet mit weißem Holz. Die schmale Frontseite hat einen rechteckigen Ausschnitt - verblendet mit schwarzem Holz. Schade finde ich, dass der Sichtbereich des Aquarium durch die Verblendung eingeschränkt ist. Lieber wäre mir nur Glas. Außerdem gibt es einiges zum Umbauen und Basteln. Nur so zum Einstieg: Ein Technikbecken hat es noch nicht und der Eiweißabschäumer muss "von oben" integriert werden und dann mit einem Lebendgesteinaufbau verblendet/versteckt werden. Voll mit neuen Eindrücken geht es heim. 

Nachts gestalte ich das Aquarium, habe eine Idee nach der anderen und frage mich, warum wir es nicht gleich komplett selbst bauen. Vielleicht mit einem Ikea-Küchenunterschrank. Lackweißen Verblendungen. Kanten mit Alu-Leisten verblendet. Kieselleiste und Kranz ebenfalls in Alu. Und die Rückwand? Könnte man da nicht auch einen Schacht aus Alu machen? Und reflektiert das Alu nicht das Licht? Und ist mehr Licht nicht besser für all die coolen Korallen, die wir wollen? Die Spezial - LED Leuchte mit vier Drahtseilen and er Decke montiert, würde über der Wasseroberfläche schweben. Am nächsten morgen mache ich als erstes eine Skizze, um es meinem handwerklich deutlich versiertern Monsieur vorzulegen. Er weiß was machbar ist und was was kostet - ich mache mir nur Gedanken zum Stil. Und zum Material. Ist Aquariumdesignerin eigentlich ein Beruf?

Donnerstag, 25. Oktober 2012

II. Sondieren, rechnen und Informationen sammeln

Am nächsten Tag sind wir in großem Radius die umliegenden Händler abgefahren, um noch mehr Stimmen einzuholen. Und nach diesem Trip waren wir so gut wie sicher: der erste Verkäufer ist Gold wert und der Beste.

In einem Laden sind wir müden, traurigen Fischen in trostlosen, verdreckten Aquarien begegnet und einem Verkäufer, der diesen Titel nicht verdient. Wir wußten schon vorher, aber jetzt noch mehr: Ein Aquarium verpflichtet. Auf dem Rückweg kaufen wir uns noch zwei gute Bücher. Bevor wir das nicht wenige Geld ausgeben, werden wir uns richtig gut informieren. Lektüre für die nächste Zeit:


Weil wir es richtig angehen wollen, ohne böse Überraschungen, rechnen wir alles durch. Der Geldbetrag, den wir anfangs investieren müssen, ist der Wert eines Urlaubs zu zweit. Aber was braucht man schon, wenn man Urlaub zu hause im Wohnzimmer stehen hat. 

Dann Strom...und der wird ja auch ständig teurer. Es ist ganz klar, dass wir einige technische Komponenten des Fertigaquariums gegen stromsparendere, bessere Modelle tauschen werden. Papst-Lüfter für PCs sollen rein passen. Wir basteln also bald.

Und das Wasser...Leitungswasser fällt aus (unsere Wasserhärte liegt bei 18dH). Regenwasser auch. Man kann das Salzwasser fertig gemischt in der Zoohandlung kaufen, aber das geht ins Geld. Alle 10 Tage werden 10% des Wassers ausgetauscht. Das läppert sich. Osmose Wasser ist billiger. Am besten gleich eine eigene Osmose Anlage. Ich habe Bedenken aus Umweltgründen. Für einen Liter Osmose können zwischen 1 bis zu 3 oder sogar 4 Liter Abwasser anfallen. Je nach Wasserdruck, Wasserverunreinigung und Wassertemperatur. Ich bin zum Wassersparen erzogen worden. Wasser aus beim Zähneputzen und so. Andererseits: wir könnten dieses gesunde Wasser auch zum Trinken und kochen benutzen. Dann entfällt die Plastikflaschensache und damit stimmt die Energiebilanz wieder. Salz müssen wir natürlich beimischen, aber das ist das kleine Problem.

Kurz überlegen wir uns, ein gebrauchtes Aquarium mit Besatz zu kaufen. Aber  gerade als wir uns informiert haben, wie man eigentlich Fische, Korallen, Lebendgestein etc über 100km transportiert, wird uns klar, dass das nicht geht. Wir wollen erstens alles selbst machen, selbst gestalten und es von der Pike auf lernen und das zweite und wichtigere Argument: wenn man sich nicht auskennt, ist die Gefahr groß, dass am Ende alles tot ist. Oder alles voll ist mit schmierigen Algen. Fällt also aus.

Umweltgründe. Ja da gibt es viele die man beachten kann und sollte. Ganz sicher werden wir Lebendgestein, Korallen, Anemonen, Fische, Krebse ausschließlich aus Nachzucht kaufen und keine, die ihrem Lebensraum entrissen wurde. Zu sehr muss ich da an Der Panther von Rilke denken:

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf –. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille –
und hört im Herzen auf zu sein.

 

 

  

 

I. Wie ein Traum entsteht

Wie entstehen Träume? Und wie verschwinden sie wieder? Oder rücken sie einfach in den Hintergrund, um bei der richtigen Gelegenheit wieder mit Gewalt herauszubrechen, sodass man sich nicht mehr dagegen wehren kann, sondern alles dran setzen muss, um sie umzusetzen? Ich glaube, dass das der Fall ist. So auch bei uns.

Hätte der russisch-litauische Auto-Sattelschlepper mit Anhänger nicht das Auto meines Monsieurs gerammt (nur Blech nichts Schlimmes), wäre dann nicht eine Achsvermessung und vieles anderes notwendig gewesen. Und mit dieser Achsvermessung fängt die Geschichte von unserem Traum an. Eine Achsvermessung und die Einstellung dauern und in der Wartezeit ist mein Monsieur mit seinem Freund in eine naheliegende Zoohandlung gelaufen. Dort hat er sich sofort mit einem NanoCube angefreundet. Freudig kam er nach hause und hatte mich in kürzester Zeit überzeugt, es mir zumindest mal anzuschauen. 

Wasser ist schon immer mein Element. Das Meer sowieso und am meisten. Wenn ich nicht so an meiner Heimatstadt und an meinem Leben in dieser hängen würde, wenn es nichts geben würde, was mich hier halten würde, dann würde ich am Meer wohnen. Ganz bestimmt. Und ich könnte mich niemals sattsehen. Ich bin so gerne im Wasser und schaue so gerne Fische, Korallen, Muscheln, Quallen. Merkwürdigerweise schwimme ich "sportlich" überhaupt nicht gerne, sondern plansche, spiele lieber in den Wellen. Und interessanterweise gilt alles nur für das Meer. Flüsse und Seen (v.a. Baggerseen) lassen mich kalt. 
Sobald mein Monsieur und ich in einem Urlaubsort ein großes Aquarium entdecken, müssen wir reingehen.

Merkwürdig, dass wir das nicht schon eher für uns zu hause entdeckt haben.  

Zusammen sind wir in die Zoohandlung gefahren und waren uns schnell einig. Ein Aquarium muss her. Als wir uns überlegt haben, was alles rein soll, war sehr schnell klar, dass es kein Süßwasseraquarium werden kann und vor allem, dass der größte Nano für unsere Bedürfnisse eigentlich viel zu klein ist. Mit einem echt tollen Berater/Verkäufer waren wir schnell bei einem Red Sea Max 130. 130 Liter Meer in unserem Wohnzimmer - ein absoluter Traum. 
Den ganzen Tag haben wir zusammen Google befragt, einschlägige Foren durchkämmt. GeburtstagundWeihnachtenzusammen-Gefühle machen sich breit. Und dann stand er da, der Satz, in einem der Foren:

Ein Aquarium ist immer zu klein. Immer.

Wir schauten uns an und die Entscheidung war gefallen: Es muss das größere sein. Es muss einfach. So.
250 Liter!  Plug and Play.