Montag, 28. Januar 2013

VIII. Wasser + Salz + Steine = Leben


Endlich, endlich, endlich geht es los!

Wir hatten ja eine kleine Zwangspause eingelegt, da wir einen längeren Urlaub geplant haben und uns war von Anfang an klar, dass wir in jeder Sekunde der Einfahrphase dabei sein wollen. Somit haben wir mit Wasser, Salz, Lebensgestein sowie Flora und Fauna gewartet. Zwischendurch haben wir uns schon auch das eine oder andere Mal gefragt, ob wir das wirklich wollen. Irgendwie nimmt (anfängliche) Begeisterung ab, wenn man nicht vorwärts kommt. Aber sagen wir lieber, dass die Begeisterung nur geschlafen hat und jetzt wieder voll da ist. Denn: wir waren im Urlaub und haben uns unsere zukünftigen Mitbewohner in der Natur angeschaut. Haben uns für unseren Riffaufbau inspirieren lassen. Haben Fachliteratur gewälzt. Aquariumsbesatz diskutiert und Pläne geschmiedet. Während unseres Urlaubs waren wir häufig schnorcheln und jedes Mal haben wir uns begeistert gefragt, ob dieser oder jener kleine Fisch, wohl für unser Aquarium geeignet wäre. Wir haben die vielen toten Korallen betrauert und uns an den lebenden erfreut. Manchmal hat auch ein kleiner Fisch an uns geknabbert. Und wir haben einen hübschen Riffhai aus der Nähe gesehen. Selten haben wir uns so sehr auf zuhause gefreut.

Kaum zu hause, haben wir die Osmoseanlage angschlossen. Langsam drückt sich das Wasser durch die Filter und pieselt in die bereitgestellten Behälter - in einem dünnen, mickrigen Strahl. Wir werden ewig brauchen. Langsam steigt der Pegel und wir können unsere erste Tunze Strömungspumpe in Betrieb nehmen. Fröhlich ziehen kleine Fussel mit der Strömung ihre Kreise.



Ein kleiner Heizstab bringt das Wasser auf Temperatur. Mindestens 21 °C muss das Wasser haben, damit sich das Salz löst. Kaum ist die Temperatur da, schütten wir Salz rein. 34 g pro Liter. Die Literzahl haben wir anhand von Pegel, Länge und Breite errechnet. Ob wir richtig gerechnet haben und ob wir überhaupt alles richtig gemacht haben, überprüfen wir mit dem Refraktometer, der ja die Salinität des Wasser misst. Wir müssen ein bisschen nachjustieren, aber der Bereich ist schonmal richtig gut.


Dann ist es endlich so weit: Das Lebendgestein kann kommen. Im Zooladen unseres Vertrauens wühlen wir uns mit hochgekrempelten Ärmeln durch die frisch gelieferten Steine aus Indonesien (aus kontrolliertem Anbau). Wir suchen uns die schönsten, buntesten und interessantesten Steine aus und verlassen, vor Vorfreude fast platzend, mit 45 kg Lebendgestein, Life Sand und Bakterien zum animpfen den Laden.

"Mehr als 2 Stunden werden wir dafür ja nicht brauchen." sage ich zu meinem Monsieur. Er schweigt wissend. Wir tragen unsere Steine in den Keller, breiten die Steine auf Karton und Folie aus und fangen an zu puzzeln. Wir sind uns schnell einig, wie das Riff aussehen soll und basteln uns alles so hin, bis es genauso aussieht, wie in unserer Vorstellung. Plötzlich bewegt sich etwas am Boden und wir freuen uns über unseren ersten Riffbewohner: ein kleiner Einsiedlerkrebs in einer spitzen Muschel.



Dann beginnt die eigentliche Herausforderung. Den Aufbau  unter Wasser in einem echt tiefen Aquarium hinzubekommen. Zunächst kommt eine Plexiglasscheibe auf den Aquariumgrund. Schließlich sollen die Steine nicht das Bodenglas zerkratzen und womöglich eine Sollbruchstelle hervorrufen. Dann ziehen die Steine ein. Einer nach dem anderen. Da meine Arme zu kurz und ich zu klein bin, kann ich meinem Monsieur nur die Steine nach und nach anreichen. Er steht auf der Leiter, hängt mit den Achseln über dem Rand und setzt einen Stein auf den anderen. Immer wieder muss er Steine versetzen und neu ausrichten. Schnell wird uns klar, dass wir nicht den genauen Aufbau aus dem Keller wiederholen können, sondern unter Wasser etwas improvisieren müssen. Aber es funktioniert (mit ein paar Flüchen).


 Je höher der Turm wird, desto mehr vermissen Riffmörtel. Hätten wir ihn doch nur mitgenommen. Dann folgt der Life Sand - erstmal zwei Säcke. Und obwohl wir ihn ganz vorsichtig, becherweise auf den Grund geben, wird das Wasser unendlich trüb. Trübe Suppe. Aber irgendwann setzt sich das ja auch wieder.





Als sich dann der Sand setzt, wird klar, dass wir definitiv Riffmörtel brauchen und noch ein paar kleinere Steine. Zum Glück ist das Geschäft nicht weit. Nachdem diese Steine ebenfalls eingesetzt sind und der Sand sich gesetzt hat, ist das Riff fast fertig. Und mit Licht erstrahlt es und ist wunderschön.




 Ein Stein wird, wenn der Riffmörtel trocken - äh hart - ist, noch auf die Spitze gesetzt.
Der Einsiedlerkrebs hat sein Revier schon in Besitz genommen. Obwohl kaum etwas in unserem Aquarium drin ist, ist es so spannend. Es gibt kleine Farne, Gräser, keine Ahnung was, aber sie sind hübsch.

Plötzlich entdeckt mein Monsieur eine kleine Schere. Tatsächlich haben wir noch einen zweiten Bewohner: ein kleiner Krebs wohnt in einem der Steine.

Es ist alles so spannend und aufregend und eins ist klar: Der Fernseher kann ab sofort aus bleiben.


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