Mittwoch, 27. Februar 2013

XV. So ist es eben, das Leben.

Gar nicht so einfach zu akzeptieren, dass man zwar irgendwie Gott über ein kleines Universum ist, aber eben doch nicht alles in der Hand hat. Oder eigentlich nur sehr wenig. Die Sinularia hat sich nach einigen Tagen schönster Blüte völlig verabschiedet. Schrumpelig und klein steht sie da und tut nichts mehr. Erbärmlich und herzerweichend. Keine einzige Polype ist zu sehen. Ob sie tot ist? Aber immerhin glänzt sie. Das könnte ein gutes Zeichen sein. Eventuell häutet sie sich bloß. Abwarten.

 
 Ein Polyp der Goniopora ist extralang. Auf besorgte Nachfrage erklärt uns die Korallenlady, dass das sozusagen der Checker-Polyp ist. Der schaut und fühlt was so in der Umgebung los ist. Alles ist gut. Zumindest mit der Goni.

Wir haben beschlossen umzuräumen. Die beiden Plätze für die Sinularia und die Gonio gefallen uns nicht wirklich. Die Sinularia steht da etwas unmotiviert im Sand. Und nachdem mein Monsieur beobachtet hat, dass der große, böse Dr. No versucht hat, die Gonio vom Riff zu schubsen (jaaaa, die räumen gerne mal um), muss sie definitiv einen anderen Platz bekommen. Und wenn wir dann schonmal mit den Pfoten drinhängen, dann können wir die Sinularia auch gleich umräumen. Die Gonio zieht sich bei Berührung oder auch nur beim In-die-Nähe kommen schnell zusammen und der hübsche Stein wandert ein wenig weiter nach unten. Das Licht scheint dort ausreichend zu sein. Wenn nicht, dann müssen wir sie nochmal umziehen.  Einige kleine Fäden hängen an ihr. Irgendwo habe ich gelesen, dass sie in Symbiose mit einer grünen Alge lebt. Es scheint also alles gut zu sein. Auch wenn sie nicht immer alle Polypen schön öffnet. Aber die Korallenlady hat uns auch erklärt, dass es gerne mal drei Wochen dauert, bis sie sich an alles gewöhnt hat und sich schön öffnet. Nach dem Umzug ist sie ein bisschen irritiert (kann man ihr nicht verdenken) und nach einer Weile schlüpfen die Polypen aus ihren Löchern und schauen sich neugierig um. Hoffentlich ist Dr. No zufrieden mit diesem Platz.






Das, was mir wirklich Sorgen macht ist, dass am Rand der Goniopora einige Polypen abgestorben zu sein scheinen. Das war zwar schon von Anfang an so, aber jetzt ist ist es mir erst richtig aufgefallen. Ich habe schnell einen neuen Lerneffekt: Korallen(krankheiten)-googeln ist genauso schlimm wie bei Menschen. Dr. Google spuckt auch viel Unsinn aus. Wir werden wohl abwarten und unsere eigenen Erfahrungen machen müssen.
 Beim Umräumen der Sinularia entdecken wir eine kleine Scheibenanemone, die am Sockelstein der Sinularia wächst...also wir vermuten zumindest, dass es eine ist. Nach dem Umräumen ist sie natürlich auch etwas irritiert und ganz klein zusammengeschrumpelt.
Das Riff mit umgeräumten Korallen. Platz für mehr Meer.

Das merkwürdige schwarz-weiße Ding vergrößert sich auch und zieht sich aber immermal wieder zusammen. Vielleicht schlüpfen die Asseln daraus? 



Und wir haben immernoch Häuserkampf. Gestern habe ich einen Krebs erwischt, der versucht hat das Haus eines anderen zu okkupieren und das Objekt seiner Begierde auch schon ausgeräumt hat (der Krebs hing ängstlich an der Hausaußenseite). Ich konnte nicht anders: Eingriff mit dem Stocherstab! Ich habe die Kontrahenten getrennt. Der Vertriebene war schneller im Haus zurück, als ich gucken konnte. Heute dann der nächste kleine Schreck: schon wieder müssen wir einen Verlust beklagen: Diesesmal hat es einen von den schönen Roten erwischt. :-( Sehr traurig. Jeder einzelne. Wir haben uns schon gefragt, ob wir was falsch machen. Aber die Korallenlady hat erklärt, dass es sein kann, das Einsiedler Jahre munter miteinander leben und plötzlich will der eine genau das Haus von dem anderen. Um jeden Preis. Auch wenn es noch so viele leerstehende Häuser gibt. Es muss genau das sein. Irgendwie ganz schön menschlich.

Auch die ganz kleinen normalen Krabben, die fast unsichtbar im Riff wohnen, sterben und auch das finde ich traurig.



 Und zum Abschluss die freudige Überraschung heute morgen: Die Sinularia ist wieder da!!! Kleine Althautfetzen hängen noch an den Polypen und lösen sich auch bald ab. Alles wird gut!


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